Tiere im Anthropozän
Diese Linoldrucke entstanden auf Basis eines Forschungsvorhabens zweier befreundeter Wissenschaftler*innen. Als Historiker*innen erforschen sie die Geschichte der Nutzung tierischer Ressourcen für menschliche Zwecke mit einem Fokus auf kolonialen Verflechtungen.

Die Cochenilleschildlaus stammt aus Mexiko und ist hauptsächlich auf dem ebenfalls dort beheimateten Feigenkaktus zu finden. Zerdrückt sondern die Weibchen eine rote Farbe ab, die die Basis für Karmin- oder Karmesinrot bildet. Schon lange vor unserer Zeitrechnung wurde die Laus zur Farbgewinnung verwendet. Um sie auch in Europa nutzbar zu machen, brachten die spanischen Kolonialherren sie auf die Kanarischen Insel und züchteten dort den Kaktus. Heute wird die Farbe meist chemisch hergestellt, die Schildlaus und der Feigenkaktus finden sich aber immer noch auf den Kanarischen Inseln.

Der Pfeilschwanzkrebs oder auch Hufeisenkrebs (Limulus polyphemus) ist eine prähistorische Art. Er ist an der amerikanischen Atlantikküste beheimatet und wird dort wegen seines Blutes gejagt. Das Blut der Pfeilschwanzkrebse dient der Medizin um Limulus-Amöbozyten-Lysat-Tests durchzuführen, einem Testverfahren zum Nachweis von bakteriellen Endotoxinen. Damit werden Impfstoffe, wie beispielsweise die Covid-19-Vakzine auf ihre Sicherheit getestet. Durch die Nutzung der Tiere durch den Menschen zählen sowohl der atlantische als auch der asiatische Pfeilschwanzkrebs inzwischen zu den bedrohten Arten, auch wenn ihnen das Blut mittlerweile lebend – jedoch literweise – abgenommen wird. Ihr Blut ist aufgrund des Sauerstofftransporters Hämocyanin von himmelblauer Farbe.